Ökologische Nische: Allee

Wie grüne Adern ziehen sich Alleen durch die Kulturlandschaft Deutschlands. Allein in den ostdeutschen Bundesländern sind noch rund 19.000 Kilometer Straßen und Wege von Bäumen gesäumt. Gerade in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gegenden vernetzen Alleen wertvolle natürliche Lebensräume und sind selbst Nistplatz, Rastplatz und Nahrungsspender für viele Tiere.

Klimaschutz

Alleen übernehmen gerade an verkehrsreichen Straßen und in dicht besiedelten Gebieten eine überaus nützliche Aufgabe: Sie filtern nicht nur Staub und Abgase aus der Luft und reinigen das Grundwasser von Schadstoffen. Hinzu kommt ihre Bedeutung für den Klimaschutz als Kohlendioxydumwandler. An einem Sonnentag werden von einer 100jährigen Buche beispielsweise durch Photosynthese 45.000 Liter Sauerstoff erzeugt. Das entspricht dem Bedarf von 10 Menschen pro Jahr.

Filter von Feinstäuben

Alleenstraße
Foto: Detlef Meyer

Feinstäube sind besonders gesundheitsschädlich, weil sich an ihnen Luftschadstoffe anlagern. Wenn diese in den menschlichen Körper gelangen können sie Bronchitis, Asthma, Lungenkrebs oder Herz- und Kreislaufschäden auslösen. Straßenalleen können bis zu 70% der Feinstäube aus der Luft herausfiltern. Aufgewirbelte Staubpartikel schlagen sich auf den Blättern nieder und werden vom Regen abgewaschen. Allein auf diese Weise kann ein einziger Baum im Laufe eines Jahres bis zu einer Tonne Staub aus der Luft auskämmen.

Unersetzbarer Lebensraum

Alleen verbinden in unserer landwirtschaftlich geprägten Landschaft isolierte Naturräume miteinander und sorgen dafür, dass Pflanzen und Tiere weiterhin Lebensräume finden. Die Baumreihen an den Straßen erlauben es Kleinsäugern, Insekten und Vögeln, sich in einer häufig monotonen Kulturlandschaft auszubreiten. So sitzen Greifvögel wie der Mäusebussard oder der Habicht in den Wipfeln von Alleebäumen und halten Ausschau nach Beute. So nisten oder rasten Singvögel wie der Buchfink, aber auch der Buntspecht oder die Ringeltaube in den Bäumen.

Grüne Adern

Apfelbaumallee bei Krembz in Mecklenburg-Vorpommern
Besonders schutzwürdige Apfel-
baumallee bei Krembz in
Mecklenburg-Vorpommern.
Quelle: Ingo Lehmann

Die Alleen bilden selbst ein eigenes kleines "Biotop". Schattige Kühle auch an Tagen mit viel Sonnenschein, die feuchtigkeitsspeichernde Wirkung der Laubdächer und gedämpfte Windgeschindigkeiten im Alleetunnel sorgen für ganz spezifische Lebensbedingungen und ein besonderes Kleinklima. Bestimmte Spinnenarten, Käfer, Bienen und andere Insekten finden in Alleen einen Lebensraum.
Auch wenn es von weitem so scheinen mag, eine Allee gleicht keinesfalls der anderen. Ahorn und Linde sind die häufigsten Alleebaumarten. Aber auch Obstbaumalleen sind keine Seltenheit. Seltener kommen Buche, Eberesche und Robinie in Alleen vor. Jede Baumart hat dabei ihre eigene Funktion im Naturhaushalt. So sind schon einmal über 500 Insektenarten auf einer einzigen Birke gezählt worden, und die Früchte der Eberesche dienen als Nahrung für bis zu 60 Vogelarten.