Eichenallee in Kleve
Foto: Josef Gietemann
Lieblingsallee von Josef Gietemann, Kleve, und von Kurt Cilleßen, Berlin:
Beschreibung von Josef Gietemann:
Meine Lieblingsallee befindet sich in Kleve, Nordrhein-Westfalen entlang des Wirtschaftsweges zwischen der Bundesstraße 9 und der Kreisstraße 3 und ist autofrei.
Die beeindruckenden alten Eichen erzählen ihre mehr als 300-jährige Geschichte. Die Eichenallee begrenzt nach
Norden die von Prinz Johann Moritz von Nassau-Siegen in seiner Zeit als Klever Statthalter angelegten Parkareale
des Neuen Tiergartens.
Es ist meine Lieblingsallee, weil sie wie ein Dom ist. Andacht kommt auf beim Betreten der majestätischen Eichenallee. Schon seit meiner Kindheit bedeutete der Aufenthalt in der Eichenallee etwas Besonderes. Heruntergefallene Äste durften wir als Kinder zu kleinen Gefechten ausprobieren. Sie halfen uns auch, an besonders schöne Brombeeren heran zu kommen. Gleiches erlebe ich auch mit meinen Sohn heute. Überhaupt strahlt die Eichenallee eine Ruhe aus, derer man sich zu Fuß oder per Fahrrad erfreuen kann. Mit etwas Glück hört der Wanderer an lauen Maiabenden sogar die singende Nachtigall, die dort ihren Lebensraum gefunden hat.
Foto: Josef Gietemann
Neben den ehrwürdigen Eichen-Veteranen - man sieht, dass sie schon einiges mitgemacht haben - stehen neu gepflanzte junge Eichen. Die Verantwortlichen zeigen damit, dass der Wert dieser sowohl gartenarchitektonisch als auch ökologisch einmaligen Allee sehr geschätzt wird. Die barocke, besonders ausgezeichnete Gartenkunst mit dem weiten Areal des Neuen Tiergartens lädt Gäste von nah und fern zu erholsamen Spaziergängen - auch entlang des mit Kaiser-Linden bepflanzten Prinz-Moritz-Kanals ein. Als Vorsitzender des Heimatvereins Arenacum in Rindern, setze ich mich für den Erhalt der Eichenallee an unserer Dorfgrenze zu Kleve ein.
Die Eichenallee ist von der Tiergartenstrasse auf die Wasserburg Rindern - als Sichtachse - konzipiert und Teil der barocken Klever Gartenanlagen. Der große Kurfürst kaufte 1666 die Wasserburg Rindern und ließ sie mit dem umgebenden Areal - entsprechend seinem Anspruch - als Zeichen seiner westlichen Residenz Kleve ausgestalten. Der Neue Tiergarten, insgesamt unter Denkmalschutz gestellt, erhält durch die Eichenallee seine Einfassung nach Norden. Die Klever Gartenanlagen gehörten zum Vorbild europäischer Gartenkultur des frühen 17. Jahrhunderts. Maximilian Friedrich Weyhe, Schwiegersohn des großen Lenné in Berlin, hat die Anlagen (Forstgarten an der Tiergartenstraße) 1821/22 sorgfältig überarbeitet. Innerhalb der Kulturgeschichte der europäischen Gartenkunst sind die Klever Anlagen von überörtlicher Bedeutung - s. Wilfried Hansmann, Kerstin Walter, Dumont-Verlag Köln, 2006. Die einmaligen Anlagen wurden in der Klever Bäderzeit für viele Besucher - besonders aus den Niederlanden - ein viel genutztes Ziel. Die Stadt Kleve ist ringsum von Gärten, Parks und Alleen umgeben und zählt zu den besonders ausgezeichneten Gartenanlagen an der Straße der Gartenkunst.
Die Tiergartenstraße - besser wäre Tiergartenallee - führt zum einen in die Stadt Kleve, zum anderen nach
Nimwegen in die Niederlande. Nimwegen ist als interessante Einkaufsstadt mit guten Kulturangeboten, Museen
(Valkhof) und Parkanlagen z.B. Hortus arcadia bekannt.
Auf der alten Eisenbahnstrecke von Kleve über Kranenburg nach Groesbeek in den Niederlanden fährt die
Grenzland-Draisine. Die Draisinenstrecke führt durch den Neuen Tiergarten und kreuzt die Eichenallee.
Beschreibung von Kurt Cilleßen:
Meine Lieblingsallee ist eine über 300 Jahre alte, wunderschöne Eichenallee in Kleve-Rindern, Nordrhein-Westfalen. Sie ist autofrei und daher besonders ruhig, und sie verbindet auf den kürzesten Weg den Ortsteil Rindern mit dem Ortsteil Donsbrüggen und wird gerne von Radfahrern und Spaziergängern genutzt.
Foto: Kurt Cilleßen
Sie ist seit meiner Kindheit, aber besonders in den letzten Jahren meine Lieblingsallee, weil ich in dieser Allee Erholung und Ruhe finde und die niederrheinische Landschaft um Rindern herum genieße.
Ich lebe seit vielen Jahren in Berlin, doch wenn ich in Rindern zu Besuch bin, mache ich gerne täglich Spaziergänge, egal bei welchem Wetter, und wie schön, dass die Allee nicht weit von meinem Elternhaus entfernt beginnt. Ich muss nicht erst noch mit dem Auto hinaus ins Grüne fahren, wie das in der Großstadt oft für viele der Fall ist. Die uralten, beeindruckenden Bäume erheben sich wie Säulen in einer gotischen Kathedrale und bilden mit ihren Ästen und Zweigen ein einzigartiges Gewölbe. Der Gesang der Vögel oder das Rauschen des Windes verschönert das Ganze. Dies hat mich über viele Jahre immer wieder schwer beeindruckt, so dass ich viele schöne Fotos von der Eichenallee gemacht habe und die Schönheit der Allee in allen vier Jahreszeiten und ihre wunderschöne Lage in der umgebenden niederrheinischen Landschaft fotografisch fest hielt. Die Eichenallee bietet rechts und links Ihres Weges ein herrliches Landschaftspanorama, der schöne Blick nach Gnadenthal, Wiesen und Felder, Wassergräben, entfernte kleine Wäldchen, einsame Bauerhöfe, dahinter in der nahen Ferne erstreckt sich die Düffel.
Foto: Kurt Cilleßen
Außerdem bildet die Eichenallee einen Übergang zu den Klever Gartenanlagen, die im frühen 17. Jahrhundert angelegt worden sind. Zur anderen Längsseite der Eichenallee, nur einige hundert Meter entfernt nicht ganz parallel, hinter Felder und Gärten, - manchmal steht dort ein Reh oder es flattert ein Fasan erschreckt auf - die Aussicht auf den Reichswald, ein mit Laubbäumen bewaldeter Bergrücken, welcher sich von Kleve in Richtung Westen, mit einer Höhe von ca. 50 Meter dahin streckt. Die Eichenallee läuft spitzwinklig auf diese Walderhebung zu und endet dort. Nach Überquerung der Bundesstraße 9 ist eine Fortsetzung des Spaziergangs hinauf in den angrenzenden Reichswald möglich. Aus diesem Grund ist die Eichenallee auch ein Teilstück meiner Joggingstrecke. Fahrradfahrer wählen oft am Ende der Eichenallee den Weg nach Schloss Gnadental um die Radtour, fern der stark befahrenen Straßen, in Richtung Donbrüggen fortzusetzen.
Die Ruhe in der Eichenallee und ihre Lage in der niederheinischen Landschaft ist gefährdet; sie soll durch den Neubau einer Straße zerstört werden. Parallel zur Eichenallee, durch die Felder, soll ein Teilstück der Bundesstraße 9 verlegt werden. Damit wird ein Naherholungsgebiet und Kulturgut, die Eichenallee und ihre Umgebung, zerstört. Nicht nur der erholungssuchende Mensch, sondern auch die Tier-, Vogelwelt werden vertrieben.