Birnbaumalleen in Kleve

Allee
Foto: Rainer Hoymann
Nordrhein-Westfalen
Lieblingsalleen von Gerlinde Lensing, Kleve und Rainer Hoymann, Kleve:
Beschreibung von Gerlinde Lensing:

Diese Alleen findet man in Kleve/Nordrheinwestfalen, an der B 9 oder Klever Ring bzw. B 57 - Kalkarer Straße. Wenn man von Südost die Stadt Kleve erreicht, wandert der Blick über Wiesen und Felder zur mittelalterlichen Schwanenburg. Der unverwechselbare Ort vermittelt ein Gefühl von Naturschönheit, Kunst und Kultur - Heimat.

Schon die Klever Grafen, die auf der Schwanenburg residierten, besaßen besondere Gärten und Fischweiher unterhalb der Burg und auf dem gegenüberliegenden Ufer des Kermisdahls. Ihren Namen -Galleien/Alleen - erhielt die halbkreisförmige Ebene, die durch den Kermisdahlbogen begrenzt wird, durch die Gartenarchitektur des Statthalters Johann Moritz von Nassau-Siegen, der 30 Jahre in Kleve wirkte.


Foto: Gerlinde Lensing

An diese Gärten schlossen sich die Galleien/Alleen an. Drei parallel geführte Alleen, von denen eine vom Papenberg zur Schwanenburg, eine vom Spitzberg zur Stiftskirche und eine zum Prinzenhof führte. Bisher sind zwei Alleen, mehr als 700 m lang - in l955 und l999 erneuert und im Sinne des Fürsten Johann Moritz mit Birnbäumen bepflanzt worden - "Zur Freude und zum Nutzen". Im Frühjahr leuchten die zarten Blüten der als Sichtachsen angelegten Alleen. Im Herbst erfreuen die reifenden Früchte. Der Rauhreif, den der Winter in unserer Region häufig mit sich bringt, verwandelt die kahlen Birnbäume in bizarre Gestalten. Seit 2007 sind die Alleen wieder für jedermann begehbar hergestellt und werden gerne genutzt.

Es ist meine Lieblingsallee, denn zu den Pfützen der Galleien-Wirtschaftswege zog es meine Kinder zum Stiefeltest - wann läuft das Wasser endlich von oben hinein? ... Heute beobachten meine Enkel dort gerne Hasen oder Fasane auf den Feldern. Man begegnet oft Wanderern von außerhalb oder Freunden und Bekannten, Bänke laden zum Verweilen ein. Auch wenn man nicht viel über die Bedeutung des Ortes weiß - man spürt eine ungewöhnliche Erhabenheit - eine besondere Natur-Schönheit des Ortes. Die zuvor "in Vergessenheit geratene Landschaft" ist durch den Arbeitskreis Kermisdahl-Wetering, in dem ich mitwirke, unterstützt durch Bürger, Behörden und Initiativen wieder bewusst und als "landesbedeutsame Kulturlandschaft" erlebbar geworden. Die Wiederherstellung der 3. Allee steht jedoch immer noch aus, unbegehbar - als Sichtachse - geplant. Dies ist eines unserer gemeinsamen Ziele.

Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen überzog nach seiner Ernennung zum kurbrandenburgischen Statthalter ab 1667 Kleve und seine Umgebung mit einem ganzen Netz von Alleen. Ein geometrisch geplantes Ordnungssystem von Alleen, Gräben und Kanälen verband autonome Gärten und Parks. Von Kleve aus startete der Siegeszug der Alleen für Deutschland - siehe "Unter den Linden" in Berlin. Die kurfürstlichen Gärten standen in Kleve Jedermann offen - ein Novum für die damalige Zeit. Das Freudental mit den Galleien bezeichnete der Fürst als sein Arcadien - Traum vom irdischen Paradies. Seine Leidenschaft "Bauen, Graben, Pflanzen" gab den kriegsverarmten Menschen der Region wieder Hoffnung. Die frühe Gartenkunst des Johann Moritz in Kleve fand "viele Nachahmer und wurde beispielgebend für die europäische Gartenkunst."
Auto-, Wander- und Radwege verbinden "längs der Via Romana" die Museen der Städte Xanten, Kalkar, Schloß Moyland, Kleve bis Nimwegen/NL. - nach dem Motto des Fürsten: "Soweit der Erdkreis reicht." Es ist beantragt, "Alter Park/Galleien" unter Denkmalschutz zu stellen.

Weitere Informationen unter www.heimat-kleve.de und www.bedburg-hau.de

Beschreibung von Rainer Hoymann:

Meine Lieblingsalleen befinden sich in Kleve (Nordrhein-Westfalen) im Landschaftsschutzgebiet "Galleien". Es sind zwei parallel verlaufende Alleen von jeweils ca. 500 Meter Länge mit Birnenbäumen, gepflanzt um das Jahr 2000, geschätzt insgesamt 200 Bäume.

Die Alleen symbolisieren die landschaftsgestalterischen Leistungen des Fürsten Johann Moritz von Nassau, die es zu bewahren und zu erneuern gilt. Nach dem 30jährigen Krieg wandelte der Statthalter Brandenburgs in Kleve eine geschundene Landschaft in ein Kleinod von europäischer Bedeutung um. Die Birnenalleen parzellieren die fruchtbare Landschaft der Galleien (vom niederländischen "Alleen"). Sie sind eingebettet in einem natürlichen Amphitheater, gebildet durch den Kermisdahlbogen mit den Endpunkten "Papenberg" und "Burgberg". Am Horizont verweisen die Alleen auf die Schwanenburg und die Stiftskirche. Diese Sichtachsen sind wesentliche gestalterische Elemente in der Gartenkunst des Johann Moritz.

Weitere Informationen finden Sie unter www.kermisdahl-wetering.de und www.heimat-kleve.de.

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