Ahornallee zwischen Rüdnitz und Danewitz
Fotos: Daniel Fuchs
Lieblingsallee von Daniel Fuchs, Eberswalde:
Als gebürtiger Leipziger, am Rand des Braunkohletagebaus aufgewachsen, war ich nicht allzu verwöhnt mit Naturschönheit vor der Haustür, als ich vor fünf Jahren nach Eberswalde zog. Brandenburg hat sich, über lange Zeit arm und industriell wenig entwickelt, ursprüngliche Reichtümer erhalten, die anderswo längst verstromt, begradigt oder modernisiert sind. Zum Beispiel die alten Alleen. Eine davon ist die an der Kreisstraße von Rüdnitz nach Danewitz: Knapp drei Kilometer Spitzahornbäume, dazwischen hier und dort ein ehrfurchtgebietender Bergahorn, offensichtlich älter als der Rest, am dorfseitigen Eingang zur Straße ein paar Linden. Die Allee markiert die Grenze des Naturparks Barnim. Wenn ich, von Danewitz kommend, das kleine Wäldchen am Bahnübergang durchquert habe, kommen mir Christian Graf von Krockows Beschreibungen märkischen Landlebens in den Sinn; Staub vom Dreschen steht in der Luft, und ich bin darauf gefasst, dass mir im Schatten der Baumkronen ein Pferdefuhrwerk mit schwitzenden Erntearbeitern entgegenkommt. Es sind aber Mähdrescher, die sich durchs Feld kämmen, und dicht nebenan rauscht Verkehr auf der Bundesstraße.
Solche Alleen gibt es noch etliche im Landkreis, diese hier aber hat eine besondere Geschichte. Sie sollte nämlich eigentlich schon tot sein, gefällt zugunsten einer Verbreiterung der kleinen dörflichen Verbindungsstraße, an der sie liegt. Europäische Fördermittel standen in Aussicht, der Landkreis beschloss die Fällung, die Planungen sollten im Eiltempo umgesetzt werden. Das war 2006. Eine Koalition aus engagierten Bürgern, Baumbesetzern und Brutvögeln hat das Vorhaben verhindert. Die Kreisverwaltung hat zwei Gerichtsverfahren verloren, vorerst scheint die Allee gerettet. Gerettet letztlich von den geschützten Vogelarten, die jedes Jahr wieder in den Baumkronen hausen und deren Brutstätten für die Gerichte Grund genug waren, eine Ausnahme vom geltenden Umweltrecht - Alleen sind in Brandenburg geschützt - zu verweigern. Dennoch ist das Schicksal der Alleebäume ungewiss. Fast alle tragen die Markierung der Baumkontrolleure: aufgesprühte Symbole in Rosa, die so schnell nicht wieder abgehen. Etliche, vor allem die alten Bergahorne, werden wohl in den nächsten Jahren der ganz normalen Verkehrssicherung zum Opfer fallen. Und: Es gab auch eine Bürgerinitiative für den Ausbau der Straße. Das kann man den Leuten nicht verwehren. Aber solange vielerorts Geld und Geschwindigkeit einer liebenswerten Heimat vorgezogen werden, wird es der Landschaftsschutz schwer haben.